Ist euch auch schon aufgefallen, dass es immer weniger Wohnwagen auf den Strassen hat? Das ist keine subjektive Wahrnehmung als Wohnmobilfahrer. Tatsächlich wurden in der Zeitspanne von September 2021 – August 2022 auf Deutschlands Strassen 71 TSD Wohnmobile gegenüber (nur) 24 TSD Wohnwagen zugelassen. Vor drei Jahren war das Verhältnis noch 53 TSD WoMo zu 26 TSD Caravans (Quelle: Caravaning Industrie Verbandes e.V.). Auch in der Schweiz ist aktuell das Verhältnis 1:3 zu Gunsten der Wohnmobile. Allerdings auf einem etwas tieferen Niveau.

Im Hinterland von Vrsar stehen Hunderte von Wohnwagen.

Gründe dafür gibt es wohl viele. Ein grosser Vorteil von Wohmobilen ist, dass sie für Anfänger leichter zu fahren sind und Dinge wie Einparken, Anhängen und Abkuppeln gar nicht erst zum Problem werden. Ich habe aber nach dem gestrigen Besuch von Vrsar und dessen Hinterland noch eine andere Theorie – nämlich das viele Wohnwagen und der damit verbundenen ehemaligen Ferienträume vergessen werden.

Alles was man vergessen hat, schreit im Traum um Hilfe.

Elias Canetti, Literaturnobelpreisträger

Aber beginnen wir von Vorn. Wir stehen aktuell in Funtana auf dem Istra Premium Camping Resort. Zum Abschluss unserer Herbstreise haben wir uns für ein paar Tage einen Platz in der ersten Reihe gegönnt. Mit dem dazugehörigen direkten Blick vom Schlafzimmer aufs Meer 🙂

Abendstimmung im Unicorn.

Und damit wir nicht einrosten, unternehmen wir täglich einen Ausflug mit unseren Rädern. Gestern ging es 40 Kilometer über Vrsar am Limski Fjord entlang nach Kloštar und über Flengi zurück nach Funtana.

Gasse in Vrsar.

Der erste Halt – Vrsar – ist ein wunderschönes Dorf. Der über den Häusern thronende Kirchplatz ist der ideale Aussichtspunkt für den Blick über die vielen vorgelagerten Inseln.

Blick über die Inseln vor Vrsar.
Ja, ich weiss. Die nächste Rasur wäre fällig 😉

Auch im Hafen geht es geschäftig zu und her. Es reihen sich Konoba an Konoba und die vielen Gäste der Sommersaison zu bewirten. Jetzt, im Oktober, ist das Lebens-Tempo aber schon deutlich gemächlicher.

Der Hafen von Vrsar.

Dann ging es weiter über die Felder und das Hinterland in Richtung Fjord. Und da haben wir sie entdeckt – die vergessenen (Ferien-)Träume. Es reihen sich hinter der Stadt Dutzende sogenannter Caravan Depots. Viele als willkommene Dienstleistung, um den eigenen Wohnwagen nicht quer durch Europa zu ziehen, nur um nächstes Jahr wieder zurückzukehren.

Tausende Quadratmeter gefüllt mit Wohnwagen.

Andere Plätze oder Abschnitte beherbergen aber Wohnwagen, welche offensichtlich schon über Jahre nicht mehr bewegt wurden.

Egal wohin man fährt, man erreicht immer ein Caravan-Depot.

Da habe ich mich gefragt, was muss geschehen sein, dass die ehemalige Erfüllung des eigenen Ferientraumes so traurig und verlassen vor sich hin gammelt. Hat sich die Familie, welche jahrelang mit Kinderlachen erfüllte Sommerferien darin verbracht hat, zerstritten? Ist die Besitzerin oder der Besitzer verstorben und der zurückbleibende Partner will sich nicht den Erinnerungen aussetzen? Oder viel profaner? Der Wohnwagen ist einen neuen Spielzeug gewichen und einfach in Vergessenheit geraten?

Welches Schicksal steckt wohl in diesen Caravans?
Vergessen hinter Reben, Feigen- und Olivenbäumen.

Natürlich schreib ich das alles viel zu emotional und interpretiere wahrscheinlich zu viel in diese Fahrzeuge. Aber wenn man so mit der Art der Reise verbunden ist wie wir mit unserem Unicorn🦄, dann betrübt einem das Schicksal der vergessenen Ferienträume im Hinterland von Vrsar.

Abendlicher Hafen von Funtana.

Den Abend nach dieser Tour haben wir dann mit einem Bad in «unserem» Meer ausklingen lassen und uns beim Sonnenuntergang ein Glas Wein vor dem Unicorn gegönnt.