Um dem Vorweihnachtsstress zu entkommen – und die Corona-Gesundung von Bea etwas zu beschleunigen – haben wir uns diese Woche an die ligurische Küste zurück gezogen. Konkreter in die Cinque Terre, dem etwa zwölf Kilometer langen klimabegünstigten Küstenstreifen der Italienischen Riviera nordwestlich von La Spezia.

Der Strand von Levanto im Abendlicht.

Unser Unicorn 🦄 steht in dieser Zeit auf dem Camping Acqua Dolce in Levanto. Dieser kleine aber feine, familiengeführte Campingplatz ist fast die einzige Möglichkeit an der steilen Küste zu stehen. Inmitten einer liebevoll gepflegten botanischen Anlage stehen je nach Grösse des Fahrzeuges verschiedene Terrassen zur Verfügung.

Eine Schafherde sorgt in der Winterzeit für einen gepflegten Rasen auf den Stellplätzen.

Levanto selbst gehört zu dieser Jahreszeit den Einheimischen. Von Touristen keine Spur – obwohl die weihnachtlich geschmückten Gassen und die menschenleeren Touristenattraktionen definitiv einen ganz eigenen Reiz verbreiten.

Die St. Andreas-Kirche in Levanto.

Die Cinque Terre sind fünf Dörfer: Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore. Diese Dörfer und die Umgebung wurden 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Zwischen dem Meer und den Hügeln gelegen, «klammern» sich die Dörfer an die Hügel, die in «Terrassen» angeordnet sind, Terrassen, die im Laufe der Jahrhunderte gebaut wurden, um das Gefälle zu verringern und Platz für Anbauflächen zu schaffen.

1874 wurde entlang der Küste die Eisenbahnstrecke von Genua nach La Spezia gebaut, und jeder der fünf Orte bekam einen eigenen Bahnhof. Ausserhalb der Bahnhöfe verläuft die Strecke fast gänzlich in Tunneln. Der Bahnanschluss ist heute noch die wichtigste Verbindung untereinander und zum Umland, denn einzig Riomaggiore und Manarola sind über die Staatsstrasse 370 zu erreichen.

Die Regionalbahn ist meist die einzige und sicher die schnellste Verbindung zwischen den einzelnen Dörfern.
Bahnfahrten mit Blick aufs Meer haben ihren ganz eigenen Reiz.

Seit dem 19. Jahrhundert wurde die Bahnstrecke erneuert und elektrifiziert. Die alte Streckenführung ist teilweise als Radstrecke freigegeben. So haben wir diese Verbindung von Levanto nach Framura genutzt. Immer direkt an der Küste entlang und ganz oft durch die gut ausgebauten, alten Bahntunnel.

Der Radweg im alten Bahntunnel.

Entlang der Radstrecke gibt es immer wieder Galerien mit dem Blick auf die Steilküste. Und seltsamerweise (wir konnten nicht in Erfahrung bringen weshalb) findet man entlang der Strecke Dutzende verlassene Fahrräder, welche an die Geländer gekettet sind. Aufgrund des Zustandes wohl teilweise schon seit Jahren.

Blick zurück nach Levanto.
Eine der unzähligen Rad-Leichen entlang der Strecke.

Abgesehen von dieser wirklich gut ausgebauten Strecke halten sich die Möglichkeiten für Radtouren in Grenzen. Ausser man will sich die Hauptstrasse entlang der Küste mit dem restlichen PKW- und Lastwagenverkehr teilen. Allerdings bietet die Regionalbahn die Möglichkeit des Radtransportes an. Somit können die einzelnen Dörfer der Cinque Terre schon auch mit dem Rad erreicht werden 😉

Wenn das Dorf keinen Strassenanschluss besitzt, steht vor dem Haus kein Auto sondern ein Fischerboot.

Wir haben uns für den Besuch von Manarola entschieden. In lediglich 16 Minuten Fahrt bringt einem die Bahn in diesen Ort. Vom Bahnhof aus führt ein Fussgängertunnel durch einen Felskamm direkt mitten in den Ort. Das Auffälligste ist, dass wenn das Dorf keinen Strassenanschluss besitzt, steht vor dem Haus kein Auto sondern ein Fischerboot. Und wer dann morgens zur Arbeit bzw. zum Fischen fahren will, stösst das Boot auf einem fahrbaren Unterbau hinunter ans Meer. Ein eigentlicher Hafen fehlt. Es gibt lediglich eine Stelle um bei relativ ruhiger See einzuwassern.

Die Einstiegsstelle für Fischerboote in Manarola.
Die Dezembersonne und italienische Köstlichkeiten geniessen.

Die Temperaturen von 17° Celsius lassen einem vergessen, das in wenigen Tagen Weihnachten gefeiert wird. Und die Vegetation tut ihr übriges dazu.

Ist nächste Woche wirklich schon Heilig Abend?

Und je häufiger wir am Radio von Nebel und Regen in der Heimat hören, desto wärmer wird uns ums Herz, wenn wir hier die Sonne geniessen.

All unsere Freunden in der Heimat und unterwegs in den Wohnmobilen wünschen wir von Herzen schöne Feiertage und einen guten Start ins Neue Jahr. Wir hoffen, Euch alle bald wieder irgendwo zu treffen.