Ehrlich, ich suche sie nicht, diese Lost Places, über welche ich so oft schreibe. im Gegenteil – sie finden mich. Heute sind wie auf einer Wanderung entlang der Makarska Riviera erneut über einen solchen «verlorenen Platz» gestolpert. Und zwar über das ehemalige Militär-Kinderkurheim in Krvavica.

Postkarte des Sanatoriums, 1966

Das Kinderhospital in Krvavica wurde 1961 vom Architekten Rikard Marasovic geplant und bis 1963 fertig gestellt. Der Auftraggeber war die JNA, die Jugoslawische Armee, die das Gebäude für die Kinder der JNA-Angehörigen bauen liess.

Wie ein im Pinienwald gelandetes Ufo.

Das Besondere an dem Gebäude sind der schwebende Eindruck des kreisrunden Obergeschosses, das wie auf Pylonen im Pinienwald gelandet zu sein scheint, sowie auch die Barrierefreiheit des Gebäudes, die durch drei große Rampen und schwellenlose Übergänge ermöglicht wird.

Das gesamte Gebäude ist barrierefrei – etwas, was heutige Architekten nicht immer schaffen.
Das gesamte Gebäude ist barrierefrei – etwas, was heutige Architekten nicht immer schaffen.

Das Gebäude befindet sich in Krvavica, einem kleinen Dorf westlich von Makarska, in einem Kiefernwald in der Nähe des Strandes. Es wurde während des sozialistischen Jugoslawiens als Militärobjekt gebaut und war für die Behandlung und Rehabilitation von Kindern versicherter Militärangehöriger gedacht, die an Atemwegserkrankungen litten.

Ein Bild aus den Zeiten als Lungen-Sanatorium.

Später wurde die Funktion des Gebäudes von der medizinischen auf die touristische Ausrichtung umgestellt. 1973 wurde das Gebäude zu einem militärischen Erholungsort, und es gab Pläne für eine weitere touristische Entwicklung in der näheren Umgebung.

Hier hat schon lange niemand mehr Ferngesehen.

Da sich die Militär- und Arbeiterkurorte an der Makarska-Riviera zu dieser Zeit finanziell nicht selbst tragen konnten, wurde eine wirtschaftliche Lösung «in der Einbeziehung dieser Kapazitäten in den kommerziellen Tourismus» gefunden. Ausserhalb der Saison stand der Militärkurort jedoch Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Arbeitern mit geringem Einkommen und Grundschülern in Freizeitklassen offen.

Die meisten Zimmer haben einen herrlichen Blick auf das Meer.

Nach Aussagen von Anwohnern und ehemaligen Angestellten war dies bis 1990 der Fall. Die jugoslawische Volksarmee verliess Krvavica 1991 und liess das Gebäude unbeschädigt. Während des Krieges (1991-1995) wurde es zur Unterbringung von Flüchtlingen und Verwundeten sowie zur Ausbildung von militärischen Spezialeinheiten genutzt.

Viele der Wände dienen heute begabten und weniger begabten Künstler:innen als Leinwand.

Anfang der 2000er Jahre wurde das Gebäude «entmilitarisiert» und das Eigentum daran vom Verteidigungsministerium an die staatliche Agentur Club Adriatic übertragen. In der Folge wurde die Kontrolle über das Gebäude aufgegeben, was den Weg für eine schrittweise Verwüstung ebnete. Aber gleichzeitig fanden einige der Wände Verwendung als Plattform für Künstler:innen.

Eine der grosszügigen Terrassen, welche auch für Spitalbetten geeignet war.

Trotz der Vernachlässigung und des Zahns der Zeit sieht das Gebäude immer noch brutal gut aus. Und kraftvoll. Es hat eine runde Form, mit einer geräumigen Lobby und einer halbgeschwungenen Treppe und Terrassen, die einen wunderbaren Blick auf den Sonnenuntergang über dem Meer bieten. Es ist sofort ersichtlich, dass dieses Hotel einst den Gipfel von Luxus und Prestige darstellte.

Der Innenhof mit dem im Hintergrund liegenden Pool.

Auch wenn seine besten Tage schon lange zurückliegen, ist das Hotel immer noch recht beeindruckend. Es umfasst eine Fläche von 55.000 Quadratmetern und besteht aus 12 grossen Wohnungen, wobei die Decke an einigen Stellen bis zu dreieinhalb Meter hoch ist. Im Nebengebäude befinden sich ausserdem acht weitere Wohnungen.

Von den Badezimmer blieb leider nicht mehr viel übrig.

Die geschickt installierten Fenster boten nicht nur eine perfekte Nutzung des Tageslichts sondern dienten auch der Belüftung. Aufgrund seiner Lage inmitten dichter Kiefernwälder und am Meer, des daraus resultierenden idealen Klimas war es der perfekte Ort für einen Badeort für Kinder mit Lungenerkrankungen.

Die geschickt installierten Fenster boten nicht nur eine perfekte Nutzung des Tageslichts sondern dienten auch der Belüftung.

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