Nach dem umtriebigen Campingplatz im Herzen von Meran hatten wir das Bedürfnis nach Ruhe und Abgeschiedenheit. Und das fanden wir in der mittelalterlichen Idylle südlich des Gardasees – im ehemalige Festungsdorf Borghetto di Valeggio – auf dem Agricamping Borghetto.

Der Agricamping Borghetto aus Drohnensicht. Viel Platz inmitten von Weinbergen.
Borghetto sul Mincio.

Dieses liegt nahe der berühmten Brücke Ponte Visconteo, mitten am, oder besser im Fluss Mincio. Über dem kleinen historischen Dorf liegt Valeggio sul Mincio, bekannt für die (angebliche) Erfindung der Tortellini. Wie es dazu kam, erzählt folgende Legende.

Ponte Visconteo, erbaut von Fürst Gian Galeazzo Visconti.

Ende des 14. Jahrhunderts, während eines der vielen Kriege, die in jenen Jahren in Norditalien geführt wurden, erreichte der Mailänder Fürst Gian Galeazzo Visconti die Ufer des Flusses Mincio und errichtete dort einen Brückenkopf, um einen militärischen Plan gegen seine Feinde zu entwickeln.

Fürst Gian Galeazzo Visconti. (Quelle: kleio.org)

Im Lager der Visconti-Truppen unterhält der Hofnarr die Soldaten im Schein der Lagerfeuer, indem er ihnen eine uralte Legende erzählt: Demnach sind die Gewässer des Mincio von schönen Nymphen bevölkert, die aufgrund eines alten Fluchs manchmal aus dem Fluss steigen, um in der Nähe des Ufers in der Gestalt von schrecklichen Hexen zu tanzen.

Während das ganze Lager schläft, kommen Hexen aus dem Fluss und beginnen unter den schlafenden Soldaten zu tanzen. Nur Malco, ihr Hauptmann, erwacht und stellt sich den Kreaturen, die, als sie sich entdeckt sehen, zum Mincio fliehen. Eine von ihnen holt er ein und in einem verzweifelten Versuch zu entkommen, verliert sie den Mantel, der sie umhüllt, und entpuppt sich als schöne Nymphe.

Die Legende erzählt, dass sich Malco in die Wassernixe Silvia verliebte und als sie am Ende der Nacht wieder zurück in den Fluss musste, hinterliess Silvia dem verliebten Hauptmann ein Seidentaschentuch mit einem Knoten darin, um ihn an ihre Liebe zu erinnern.

Doch die Dame Isabella, eine Kusine des Fürsten, war eifersüchtig und bezichtigte Silvia, eine Hexe zu sein. Der einzige Ort, wo die beiden Liebenden vereint sein konnten, war der Fluss und so folgte Malco seiner geliebten Silvia ins Wasser.

Fürst Gian Galeazzo Visconti, der von den Wachen alarmiert wurde, nimmt die Verfolgung der beiden Flüchtigen auf, wird aber von Isabella aufgehalten, die reumütig um Respekt und Verständnis für eine Liebe bittet, die keine Grenzen kennt. Als er am Fluss ankommt, kurz nachdem Silvia und Malco ins Wasser gesprungen sind, findet er am Ufer das goldene Seidentaschentuch, das die beiden Liebenden als Zeichen ihrer großen Liebe symbolisch verknotet haben.

Il Tortellino di Valeggio sul Mincio. (Quelle: lataiadela)

Von diesem Tag an erinnern sich die Mädchen der Gegend an Festtagen gerne an die süsse Geschichte der beiden Liebenden, indem sie einen Teig ausrollen, der so dünn wie Seide ist, ihn ausschneiden und wie ein Taschentuch knoten, nachdem sie ihn mit einer delikaten Füllung aus Eiern, Käse und feinem Fleisch angereichert haben…

Die Legende der Nodi d’Amore di Valeggio (Liebesknoten von Valeggio) – besser bekannt als Tortellini – war geboren.

Tortellini-Fest «Festa del Nodo d’Amore» in Valeggio sul Mincio. (Quelle: salaecucina.it)

Zu Ehren der «Liebesknoten» werden jedes Jahr auf der Brücke zwei 650 Meter lange Tische aufgestellt, an denen ca. 3’000 Gäste Platz nehmen. Seit 1993 findet das Festessen jedes Jahr am dritten Dienstag im Juni statt.

Valeggio sul Mincio als Ausgangspunkt für Radtouren

Valeggio ist ein äusserst beliebtes Ziel für Tagesausflügler. Am Flussufer des Mincio entlang fährt man von Peschiera del Garda aus bis nach Valeggio und weiter in Richtung Mantua auf einem der schönsten Fahrradwege des gesamten südlichen Gardasees. Wir haben den Weg in umgekehrter Richtung gemacht und sind mit dem Rad an den Gardasee gefahren.

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Dann hiess es bereits wieder, von Italien Abschied nehmen. Wir machten uns in Richtung Schweiz auf den Heimweg. Kurz vor dem Grenzübergang bei Chiasso wurde es in unserem Unicorn immer wärmer und heisser. Zwar war es draussen schon 33° Celsius – aber was machte unsere Klimaanlage. Offensichtlich zu wenig, denn hinter unserer grossen Windschutzscheibe wurde die Fahrt zunehmend zur Qual.

Flugs nahm sich Bea die Adressliste der Fiatvertretungen im Tessin zur Hand – unser Unicorn fährt auf Basis des Fiat Ducato – und rief eine Werkstatt in Bellinzona an. Wir seien in einer Stunde bei Ihnen und bräuchten Kühlmittel für unsere Klimaanlage. Ein anderer Fehler schien uns unwahrscheinlich. Wahrscheinlich waren die Ärmsten so überrascht von dieser klaren Ansage auf italienisch 😉 dass dies unsere Ankunft bestätigten.

Ein Platz zum Spiegeleier braten – unser Cockpit.

Kaum auf dem Hof der Autorimessa Nepple SA angekommen, lag bereits ein Mechaniker unter unserem Unicorn. Und es lag nicht am Kühlmittel. Auch der Kompressor war nicht das Problem. Sondern der Antriebsriemen des Kompressor – den dieser hatte sich wortwörtlich verabschiedet. Wahrscheinlich liegt er irgendwo zwischen Verona und Milano…

Ein neuer Antriebsriemen liegt bereits zum Einbau bereit.

Also wurde unser Unicorn kurzerhand aufgebockt und ein Antriebsriemen eingebaut. Diskussionslos und unkompliziert. Auf unsere Frage, ob sie oft mit gestrandeten Campern zu tun hätten, wurde uns bestätigt, dass täglich mehrere Wohnmobile auf den Hof fahren – und sie dafür extra einen spezialisierten Mechaniker beschäftigen. Also können wir diese Garage für Notfälle wärmstens empfehlen!