Zwei Jahre wartete unser Chor auf die Gelegenheit, das lange geplante Konzert in der Stadtpfarre St. Nikolaus in Meran aufzuführen. Die Pandemie – und die damit verbundenen Gesangsproben-Einschränkungen – zwang uns zu Anpassungen am Liedgut und beim Aufführungsdatum.

Stadtpfarre St. Nikolaus, Meran

Gestern war es nun soweit. Am Nachmittag fanden bei hochsommerlichen 33° Celsius noch Orchester- und Gesangsproben statt und alle Vorbereitungen waren abgeschlossen. Bereits seit Wochen waren Plakate und Flyer in allen Hotels und beim Tourismusamt aufgelegt bzw. aufgehängt.

Vor dem HERRN bebte die Erde, vor dem Gott Jakobs, der den Fels wandelte in einen Wassersee und die Steine in Wasserbrunnen.

Felix Mendelssohn, «Da Israel aus Ägypten zog» Op. 51, Psalm 114

Dann kam der Zeitpunkt, dass ich in unserem Wohnmobil Hemd und Anzug bereitlegte. Und draussen machte sich ein Berggewitter startklar. Pünktlich zur Abfahrt mit dem Fahrrad ging draussen vor der WoMo-Tür die Welt unter. Alle Schleusen öffneten sich und getreu unserem Liedtext «wandelte sich Fels in Wasserseen».

Das Gewitter auf dem Weg ins Vinschgau.

Aber es half ja nichts. Gut befeuchtet kamen wir – mein ebenfalls campierender Sängerkollege Ernst und ich – in der Pfarrkirche an. Unsere Ehefrauen streikten. Mit den sinngemässen Worten «bei diesem Wetter schickt man nicht mal den Hund vor die Tür» verbarrikadierten sie sich in unseren fahrenden Wohnungen.

Und das Wetter hatte natürlich auch Auswirkungen auf unsere Konzertgäste. 15 Minuten vor Konzertbeginn hatte sich erst eine Handvoll Personen in dem riesigen spätgotische Gebäude eingefunden.

5 Minuten vor Konzertbeginn – und noch immer waren kaum mehr als 30 Personen anwesend.

Letzten Endes hatte uns das Wetter einen Strich durch die Chorkasse gemacht – aber das Konzert, das war einsame Spitze. Es war eine Freude, in dieser mächtigen Kirche zu singen und zu musizieren. Und keine Sängerin, kein Sänger liess sich von den fehlenden Besuchern die Lust am Konzertieren vermiesen. Dank der vorherrschenden Akustik war auch der Schlussapplaus der wenigen KonzertbesucherInnen laut genug, um uns stolz nach Hause gehen zu lassen.

Frisch gewaschene und «geföhnte» Natur.

Am nächsten Morgen erstrahlte das ganze Tal wie frisch gewaschen und geföhnt. Während unsere ChorkollegInnen und MusikerInnen die Heimreise per Car antraten, besuchten wir den Pfingstmontagsmarkt in der Altstadt.

Und nachdem ich letzten Monat während unserer Reise durch das slowenische Hinterland überall von sich an Spiessen drehenden Spanferkeln am Strassenrand verhöhnt wurde (wir waren vor dem idealen Garpunkt unterwegs), konnte ich heute endlich in ein feines Spanferkel-Panino beissen 🙂

Spanferkel am Pfingstmontagsmarkt.
Der Schreiberling braucht so wenig um zufrieden zu sein…