Über 1’600 Kilometer misst die Küstenlinie Sizilien. Und dort ballen sich auch die grossen Städte und in der Folge die Touristenströme. Dabei vergisst man gerne, das rund ein Viertel der Insel Berggebiet ist, wobei ein grosser Teil davon auf den 3’323 hohen Ätna fällt.

Unsere Schwippschwägerin und ihr Mann sind vor 17 Jahren nach Sizilien zurückgekehrt und bewohnen in diesem Bergebiet ein typisches Landhaus. Diese Gelegenheit lassen wir uns nicht nehmen und haben uns sehr gefreut, dass wir mit unserem Unicorn in ihrem Garten übernachten dürfen.

Hochebene, durchfurcht von tiefen Schluchten.

Also satteln wir unser Unicorn und fahren gemütlich in die Bergregion der Provinz Syrakus. Das Faszinierende an der Geografie dieser Gegend ist die Tatsache, dass man auf den ersten Blick gar nicht realisiert, wie bergig sie ist. Man kann sich das wie ein Tafelberg mit tiefen Rissen vorstellen. Der Blick von zuoberst wirkt wie eine kompakte Hochebene. Und das nächste Dorf kaum 5 Kilometer entfernt. Tatsächlich muss man aber über unzählige Haarnadelkurven zurück in eine Schlucht um dann auf der anderen Seite ebenso wieder hochzusteigen. Wie das aus Sicht unserer Dashcam aussieht, zeigen wir Euch gerne.

Das oben erwähnte typische Landhaus besteht in der Regel aus einem Stockwerk und steht auf einem grosszügigen Stück Land. Auf diesem werden die unterschiedlichsten Früchte und Gemüse für die Selbstversorgung (oder für den Tausch mit den Nachbarn) angebaut. Olivenbäume, Zitronen, Orangen, Artischocken, Granatäpfel, Mispeln und allerlei Gemüse, wie wir sie auch kennen.

Typische Struktur eines Landhauses.

Das die Bauhöhe der meisten Gebäude nur einstöckig ist – in den grösseren Städtchen manchmal auch zweistöckig – hängt mit einer weiteren Besonderheit dieser Gegend zusammen. Es herrscht konstant eine Erdbebengefahr, mit welcher die Einwohner zu leben gelernt haben. So ist es nicht ungewöhnlich, wenn die Dorfkirche nur noch einen kompletten Kirchturm aufweist und der Zweite lediglich aus einem Stummel besteht.

Der linke Turm ist dem letzten Erdbeben zum Opfer gefallen.

Die erwähnte Dorfkirche steht in Ferla, einem Bergdorf mit etwas über 2’000 Einwohner. Ausgelegt ist die bauliche Struktur aber auf viel mehr Bewohner. Alleine 8 Kirchen prägen das Bild. Und unser Gastgeber erzählte uns, dass sie als Knaben hier ins einzige Kino der weiteren Umgebung «gepilgert» seien. Heute jedoch stehen viele Häuser leer. Auch das ehemalige Kino bietet an der Eingangstür die Möglichkeit an, hier Büroräumlichkeiten zu mieten. Die Landflucht aufgrund fehlender Einkommensmöglichkeiten plagt auch dieses Gebiet.

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Rund 10 mal so gross wie Ferla ist die prächtige Barockstadt Noto. Sie ist Bischofstadt und beherbergt einen mächtigen Dom. Seit 2002 zählt die schmucke Stadt zum Unesco Weltkulturerbe. Beim Besuch des Doms – es wurde gerade ein Festgottesdienst für den Stadtheiligen abgehalten, darum hier keine Bilder – hat uns ein einfaches, rund 3 Meter hohes Kreuz beim Haupteingang beeindruckt. Es wurde vom Künstler aus angeschwemmten Planken von Flüchtlingsschiffen gezimmert. Und es versinnbildlicht die Schrecken und Hoffnungen all der vielen Migranten, welche die gefährliche Fahrt vom afrikanischen Kontinent nach Sizilien wagen.

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Wir kehren heute zurück auf das Festland und nehmen dazu die Fähre von Messina aus. Aber es ist nicht das letzte Mal, dass wir Sizilien mit unserem Unicorn besucht haben. Palermo und die gesamte Westküste möchten wir im kommenden Frühling befahren.