Wir sind wieder unterwegs 🙂 Und zwar für ein paar Tage in der Pfalz. Die erste Station war der Ort Neustadt an der Weinstrasse. Und der Name ist Programm – die letzten 20 Kilometer fuhren wir mitten durch unzählige Weinreben und Spargelfelder. Die wissen offensichtlich, wie man das Leben geniesst. Ob dies mit der Nähe zu Frankreich (die französische Grenze ist nur 50 Kilometer entfernt) oder mit dem mediterranen Klima zu tun hat (aktuell feiern die Pfälzer das Mandelblütenfest und alles steht wortwörtlich in Blüte) wissen wir nicht. Aber der erste Eindruck ist toll!

Marktplatz von Neustadt an der Weinstrasse.

Als freiwilliger Mitarbeitender im Zoo Zürich hat mich natürlich auch die Geschichte der Elwetritsch (auch Elwetrittche, Elwedritsch, Ilwedritsch; in der Mehrzahl Elwetritsche(n)), einem vogelähnlichen Fabelwesen, welches endemisch in der Pfalz lebt, fasziniert.

Eine weibliche Elwetritsche.

Bei den Elwetritschen handelt es sich um vogelähnliche Tiere mit einem ziemlich plumpen Körperbau und nur rudimentären Flügeln. Dadurch ähneln sie etwa dem neuseeländischen Kiwi oder dem ausgestorbenen Dodo. Einige Abbildungen zeigen weibliche Exemplare mit deutlich erkennbaren Brüsten, was auf Säugetiere hinweist. Hingegen sind auch Nester mit Eiern gefunden worden. Eierlegende Säugetiere – auch Kloakentiere genannt – sind eine einzigartige Ordnung von Säugetieren, die nur fünf Arten umfasst: Das Schnabeltier und fünf weitere Ameisenigel. Alle endemisch in Australien. Daher könnte es eine zoologische Sensation sein, wenn ein erstes lebendes Exemplar eines Elwetritschen gefangen werden könnte.

Ein Gelege der Elwetritschen.

Die «weinfröhliche Elwedritschejagd» ist ein beliebter Zeitvertreib der Pfälzer Bevölkerung – gerne auch in Begleitung von Touristen. Die Elwetritschenjagd wird als eine hohe Kunst ausgegeben, da die Wesen als sehr scheu gelten. Die günstigste Jagdzeit sind dunkle Neumond­nächte. Bei einer Variante der Jagd benötigt der Fänger einen Sack, eine Öllampe und einen Knüppel. Treiber versuchen, durch lautes „Tritsch, tritsch“-Rufen und durch Stockschläge gegen Bäume oder Weinbergspfähle die Elwetritschen aufzuscheuchen, damit sie in den Sack des Fängers flüchten.

Erfolgreiche Elwetritschenjagd mit der Sack-Methode.

Um sich vor Angriffen der Elwetritschen zu schützen, trinken die Jäger vor und während der Jagd reichlich Alkohol, dessen Geruch angeblich die Elwetritschen auf Distanz hält. Ich vermute, dies könnte einer der Gründe sein, dass sich auch ohne bisheriges Jagdglück immer wieder Gruppen zu diesem Freizeitvergnügen einfinden 😉

Aber zurück zu Neustadt an der Weinstrasse. Dieses hübsche Städtchen liegt in exponierter Lage am Rand des Pfälzerwaldes und am Mittelpunkt der Deutschen Weinstrasse. Die Altstadt besticht durch schmale Gassen mit wunderschönen Giebelhäusern. In den 70er Jahren wurden 9 umliegende Dörfer, welche zwischen 1 und 10 Kilometer von der Kernstadt entfernt liegen, eingemeindet. Dadurch wurde Neustadt an der Weinstrasse flächenmässig zu einer der zehn grössten Städten des Bundeslandes Rheinland-Pfalz.

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Und dann wäre da noch die Geschichte der Kurpfälzerin Kunigunde Barbara Kirchner – kurz Kunigunde genannt. Ihr ist in Neustadt an der Weinstrasse so manches Geschäft (vom Friseur über den Architekten bis zum Biergarten), eine Gasse und natürlich eine Statue gewidmet. Aus Liebe zu ihr soll der französische Kriegskommissar Johann Peter de Werth im Jahr 1689, also während des Pfälzischen Erbfolgekrieges, Neustadt vor der Zerstörung bewahrt haben.

Bea mit Kunigunde in der nach ihr benannten Gasse.

In unseren unsicheren Zeiten wünschte man, dass ein gewisser russischer Präsident eine wie auch immer geartete Liebschaft in der Ukraine hätte, welche ihn vom aktuellen Wahnsinn abhalten würde.

Wir bleiben sicher noch ein paar Tage hier in der Pfalz und entdecken möglicherweise weitere spannende Geheimnisse, welche wir in diesem Blog veröffentlichen.