Die letzten Tage haben wir es etwas ruhiger angehen lassen und verschiedene Ziele in Andalusien angefahren. Unter anderem den Caminito del Rey, einem 3 Kilometer langen Klettersteig mit einer spannenden Geschichte.

Aber starten wir am Anfang dieser Woche. Wir verbrachten zwei Nächte auf dem Camping El Sur in Ronda. Diesen Platz können wir sehr empfehlen. Man steht auf einzelnen Terrassen und die Anlage ist äusserst gepflegt. In nur wenigen Minuten ist man mit dem Rad in der Stadt Ronda.

Unser Unicorn auf dem Camping El Sur.

Ronda – bekannt für seine spektakuläre Lage oberhalb einer tiefen Schlucht – haben wir wie das Umland mit dem Rad erforscht.

Ronda, am Rand einer Schlucht gelegen.
Spektakulärer Blick ins Tal.
Auf dem Weg nach Setenil de las Bodegas.

In Setenil de las Bodegas faszinieren vor allem die Felswohnungen. Wir haben solche vor zwei Jahren auch in Matera (I) besucht und auch bewohnt, aber hier sind sie stärker ins tägliche Leben integriert.

Es gibt die Sonnenseite…
…und die Schattenseite unter den Felswohnungen.
Sonnenschein und Tapas. Besser geht es kaum 😉

Dann sind wir weiter ins Gebirge gezogen. Auf dem Camping Parque Ardales, welcher in Fussdistanz zum Start des Caminito del Rey liegt. Der Platz ist einfach, liegt aber in Mitten des Naturschutzgebietes direkt am Ufer des Stausees Conde de Guadalhorce. Wir haben tolle Nachbarn aus Friesland kennengelernt, mit welchen wir tags darauf auch die Wanderung unternahmen.

Der Campingplatz hat einen kleinen Infinity Pool mit Blick auf den Stausee. Leider war er bei unserem Aufenthalt geschlossen.

Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes ging es also auf den Caminito del Rey. Fälschlicherweise findet man auch die Bezeichnung «Camino del Rey» – der Königspfad. Warum es aber nur ein Caminito – also ein Strässchen ist – hat folgende Bewandtnis.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Wasserkraft des Sees mittels Talsperren und Rohrleitung für die Stromerzeugnis genutzt. Der Caminito wurde gebaut, um in dem äusserst unwegsamen Gelände entlang der Desfiladero de los Gaitanes (Hohlweg der Bartgeier) genannten Kluft das Baumaterial transportieren und die Anlage unterhalten zu können.

Der alte Pfad entlang der Felswand.

Im Jahre 1901 begannen die Arbeiten, zunächst für einen Pfad auf Planken. 1905 war er fertig. Nach und nach wurde der Weg mit Beton und Eisenarmierungen befestigt. Als das Gesamtprojekt fertig war, kam König Alfons XIII. am 21. Mai 1921 zur Einweihung.

Wir Schweizer haben Erfahrungen mit Magistraten, welche «kei Luscht» haben. So erging es auch der Einweihungsgesellschaft. Statt der ganzen 3 Kilometer spazierte Durchlaucht nur die ersten 700 Meter entlang des Weges. Darum – so die Legende – haben die Arbeiter den neuen Pfad nicht Camino del Rey sondern eben nur Caminito del Rey genannt.

Durch die Witterung und wegen des weichen Sandsteins verfiel der Weg zusehends. An manchen Stellen fehlten die Betonplatten, und nur noch rostige Stahlträger blieben übrig. Nachdem 1999 und 2000 vier Menschen gestorben waren, schloss die Lokalregierung 2001 den Weg und entfernte Beginn und Ende.

Nur für Leute mit starken Nerven – eine Begehung des alten Caminito del Rey.

2015 wurde der sanierte Weg wieder zur Begehung freigegeben. Der neue, gesicherte Wanderweg verläuft etwa 2 Meter oberhalb des alten Steges, der für seine Errichtung verwendet wurde. Durch die Sanierung wurde der Weg für jedermann nach Voranmeldung (drei Monate im Voraus möglich und teilweise notwendig) gefahrlos nutzbar gemacht. Maximal 600 Personen dürfen pro Tag die Strecke absolvieren.

Immer entlang der Felswand, zwischen 30 und 100 Meter über dem Fluss.

Trotz all der Neuerungen sind wir mit gemischten Gefühlen aufgebrochen. Mit dem zunehmenden Alter haben wir auch öfters Schwierigkeiten mit Höhenangst. Aber Berichte im Netz waren doch zu reizvoll 🙂

Auf der gegenüberliegenden Schluchtseite verläuft die Eisenbahnlinie Sevilla-Malaga.

Das während der Wanderung Geier über uns kreisen, macht es auch nicht einfacher…

Der Schreibende

Über der Schlucht kreisende Bartgeier.

Wer den Caminito begehen will, erhält am Eingang der Schlucht einen Helm und muss sich registrieren. Dann lässt sich der rund 3 Kilometer lange Pfad mit oder ohne Führung begehen.

Der erste Kilometer ist geschafft.

Durch die Führung, welche sich wirklich lohnt, erfährt man vieles zum Bau des ersten Pfades, das tägliche Leben der damaligen Arbeiter und die Fauna und Flora.

Immer wieder belohnt einem die traumhafte Aussicht.
Die «1. Fassung» hat nun endgültig das Ende des Lebenszyklus erreicht.
Nur nicht zu viel runter schauen…
Der Glasbalkon, eine persönliche Grenzerfahrung.

Die wunderbare Landschaft und die immer wieder wechselnde Kulisse lenken etwas von der Höhe ab. Aber spätestens auf dem Glasbalkon bleibt eine Hand immer am Geländer. Auch wenn das natürlich überhaupt nichts helfen würde 😉

Atemberaubende Felsformationen.

Durch das Aufeinandertreffen des afrikanischen und europäischen Kontinentes haben sich eindrucksvolle Verwerfungen gebildet.

Immer deutlich zu erkennen, der alte Pfad unter der Neufassung.

Beim Ausstieg aus der Schlucht wird man nochmals von einer unvergesslichen Aussicht belohnt und steigt dann zu Fuss auf das Höhenniveau der Strasse hoch. Dort warten die Shuttle-Busse, um die Wanderer zum Start zu transportieren. Auf Verlangen lässt einem der Chauffeur übrigens auch beim Campingplatz aussteigen. Das erspart einem die letzten 2 Kilometer Fussmarsch.

Ein letzter Blick zurück auf dem Caminito del Rey.

Inzwischen sind wir nach Granada weitergereist und werden diese Stadt die nächsten Tage erforschen, um dann später nochmals an Meer zu fahren.

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