Wir haben es uns angewöhnt, wenn immer möglich eine neue Stadt unter einheimischer Führung zu erkunden. So kommen wir an Hintergrundwissen über den entsprechenden Ort, das uns hilft, das Land und die Leute besser zu verstehen.

Hier in Porto haben wir dazu eine TukTuk-Tour mit Miguel gebucht. Und dieses dreirädrige Gefährt war perfekt dazu geeignet, die schmalen Gassen der Altstadt zu er-fahren. Und dabei haben wir die Geschichte der Feuerkästen von Porto erzählt bekommen.

Die Ponte Luíz I ist eine Fachwerk-Bogenbrücke über den Douro zwischen Porto und Vila Nova de Gaia.

Stellt euch vor, Euer Haus steht in Flammen. Es gibt keine sozialen Medien, kein Internet und nicht einmal Handys, mit welchen ihr anrufen könnt. Es gibt kein fliessendes Wasser in Deinem Haus, um das Feuer zu löschen, kein Auto, um von dort wegzukommen. Wie könnt Ihr um Hilfe rufen? Woher soll die Feuerwehr überhaupt wissen, dass es brennt? Vor dieser Herausforderung standen die Einwohner von Porto im 19. Jahrhundert, und es wurde eine geniale Lösung dafür gefunden.

Einer der ursprünglich 21 Feuerkästen in Porto.

Einundzwanzig gusseiserne Kästen wurden in den verschiedenen Gemeinden der Stadt verteilt, immer an den Wänden der jeweiligen Hauptkirche. Auf dem Deckel befand sich eine eingemeisselte Liste von «Feuerbezirken», wie z. B.: Bomfim – 8; Paranhos – 11. Im Inneren der Kästen befand sich ein Griff, der über ein von einem Eisenrohr umspanntes Seil mit der Glocke der jeweiligen Kirche verbunden war.

Die Liste der Feuerbezirke.

Wenn ein Feuer ausbrach gingen die Menschen zum nächstgelegenen Kasten und zogen den Griff so oft, wie es ihrer Gemeinde entsprach. Befand sich das Feuer beispielsweise im Bereich der Kathedrale von Porto, so wurde der Knopf viermal gezogen, was vier Glockenschläge zur Folge hatte. So wusste der Rest der Stadt bereits, wo das Feuer war, weil sie die Anzahl der Glocken hörten und nur noch auf der Liste nachsehen mussten, zu welcher Gemeinde es gehörte.

Damals holten die städtischen Kehrer, die Wasserträger (Männer, die Fässer mit Wasser auf dem Rücken trugen, um die Häuser im Hafen zu versorgen) und alle anderen, die sich in der Nähe aufhielten, Wasser aus den nächstgelegenen Brunnen. Wenn die Feuerwehrleute mit ihren Pumpen (die von Tieren oder sogar von Menschen gezogen wurden) eintrafen, mussten sie das Wasser nur noch pumpen, damit es den Brandherd erreichte. Wenn das Feuer fast erloschen war, wurden drei Glocken geläutet, um die Stadt zu warnen, dass die Gefahr gebannt war.

Früher gab es in Porto 21 Feuerkästen, heute sind es noch 8; sie sind alle wunderschön, diskrete Erinnerungspunkte der Stadt.

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Wie hat uns Porto gefallen? Nun – wir kennen Lissabon. Gegenüber dieser Metropole betört Porto durch Shabby Chic. Viele Gassen sind ziemlich heruntergekommen, strahlen aber einen unverkennbaren Charme aus. Es ist nicht so auf Instagram poliert wie in Lissabon. Dadurch kommt die Stadt ehrlicher und ursprünglicher bei uns an.

Mit unserem Guide – Miguel – haben wir einen Glücksgriff gemacht. Mit viel Herzblut und grossem Engagement hat er uns seine Heimatstadt näher gebracht. So haben wir spontan vereinbart, nach der Tour gemeinsam in seiner «Geburtsgasse» zu einem späten Mittagessen zu gehen. Falls ihr je in Porto seid, nehmt Kontakt mit Miguel auf und lasst Euch «seine» Stadt auf eine unvergessliche Art und Weise zeigen.

(Nachtrag: Miguel macht persönliche Führungen auf englisch, französisch, italienisch oder portugiesisch. Die Führungen können mit seinem TukTuk (Porto) oder in seinem Privatauto (Umgebung) erfolgen)

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Unser Mittagessen auf dem Holzkohlegrill.

Um das grossartige Mahl zu verdauen, spazierten wir danach entlang des Atlantiks zurück zu unserem Campingplatz. Damit ging ein weiterer spannender und mit vielen Eindrücken vollgepackter Tag zu Ende.

Der Atlantik vor unserem Campingplatz.